Bochum-Langendreer-Dorf - Die Glocken von St. Bonifatius

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  • Опубликовано: 10 окт 2024
  • In der bis 1929 selbstständigen Gemeinde Langendreer erlosch das katholische Leben mit Einführung der Reformation nahezu ganz. Erst im Lauf der Industrialisierung regte sich ab 1881 wieder offiziell katholisches Leben. Von der Marienpfarrei in Witten wurde eine Missionsstation gegründet und für den aufstrebenden Ortsteil „Alter Bahnhof“ 1889 eine Notkirche geweiht, die durch die 1903 geweihte St. Marien-Kirche ersetzt wurde. Auch im Ortsteil „Dorf“, dem eigentlichen Ortskern, wurde eine Filialkirche gefordert, diese wurde aber erst 1912/13 nach Plänen des Bochumer Architekten Carl Pinnekamp unweit des Ortskernes, aber in versteckter Lage errichtet. Dieses noch in neoromanischen Formen errichtete Kirchlein, auch als „Notkirche“ bezeichnet, überstand den 2. Weltkrieg nahezu unversehrt. St. Bonifatius wurde 1921 zur Pfarrei erhoben und, nach bereits bestehender Kooperation mit St. Marien, 2008 der Großpfarrei Liebfrauen Bochum-Ost eingegliedert.
    Die kleine Kirche wurde 1960/61 nach Plänen des Dortmunder Architektenehepaares Gastreich-Moritz um ein Nordschiff mit Sakristei und einen neuen Chorraum erweitert. Der Innenraum wurde dabei komplett modernisiert und durch die eingezogene Faltdecke zusammengefasst. Die alte Kirche ist daher nur noch außen an West- und Südfassade erkennbar. Die Orgel kam 1971 in die Kirche. Die aktuelle Raumfassung entstammt einer Renovierung der Kirche um 1980. Von den nach Architektenentwurf gestalteten Dickglasfenstern sind vor allem die beiden Chorfenster erwähnenswert, die in der Morgensonne eine tiefblaue Glut in die Kirche strömen lassen.
    St. Bonifatius besitzt einen historisch gewachsenen Glockenbestand. Die älteste Glocke hängt im Dachreiter und ist vom Bochumer Verein 1912 gegossen worden. Quelle 2 gibt sie als gis‘‘ für die „Notkirche St. Marien“ an. Sie erklingt jedoch eher in a‘‘, mit der Notkirche kann nur die von St. Marien aus gegründete „Notkirche“ St. Bonifatius gemeint sein. Die sehr sanft erklingende Glocke wird als Kleppglocke 5 Minuten vor Gottesdienstbeginn geläutet. Sie ist eines der wenigen, original erhaltenen Stücke der alten Kirche. Hier ist sie zu hören ab 7:32.
    1927 bekam St. Bonifatius, eine richtige Pfarrkirche braucht auch ein richtiges Geläut, 3 Glocken in der Tonfolge dis‘ fis‘ gis‘ vom Bochumer Verein geliefert. Mangels eines Kirchturmes läuteten die Glocken, vermutlich offen, auf dem Gelände hinter Pfarrhaus und -saal. Nach dem Krieg rückte von Osten die Wohnbebauung dichter an das Kirchengelände heran und es kam zu Beschwerden wegen der Geläutelautstärke. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde das Geläut im nördlichen Bereich des Kirchengrundstückes in ein neues Glockenhaus gehängt, die Glocken läuten aber auch dort den Nachbarn quasi „ins Wohnzimmer“. Das Glockenhaus ist mit Lüfterjalousien aus Metall ausgestattet, die das enorm qualitätvolle Geläut leider sehr obertönig wirken lassen und die Lautstärke ungebremst ins Freie entlassen. Direkt vor dem Glockenhaus stehend empfiehlt sich ein Gehörschutz!
    Vor der Kirche abgestellt ist eine Eisenhartgussglocke der Gießerei Schilling & Lattermann aus Apolda von 1967, nach bisheriger Kenntnis die einzige Eisenhartgussglocke auf Bochumer Stadtgebiet. Sie gehörte zum Bestand der von St. Bonifatius aus gegründeten Filialkirche St. Thomas Morus in Langendreer, und läutete dort, evtl. mit einer Glocke d‘‘‘ von 1956 aus Brilon, im Dachreiter der hölzernen Notkirche von 1962. Ob die Glocke dann in der 1977/78 errichteten Thomaskirche noch geläutet wurde ist nicht bekannt. Das dortige Geläut f‘‘ b‘‘ d‘‘‘ wurde 1991 neu formiert (1+2 von Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher). Beim Abriss von Gemeindezentrum und Kirche 2007 wurde die Glocke aus Apolda in einer Garage (wieder)entdeckt und zur Erinnerung an St. Thomas Morus vor der Mutterkirche aufgestellt.
    Aufnahmen: 28.08.2022
    Alle Fotos eigener Provenienz.
    Dank gilt dem Küster der 3 kath. Kirchen in Langendreer für das freundliche und informative Gespräch sowie für das „Startsignal“.
    Verwendete Quellen/Literatur:
    1. Christel Darmstadt (Hrsg.): Sakrale Baukunst in Bochum, Verlag Schürmann + Klagges, Bochum, 2003, S. 104-105, 114-115 und 226.
    2. S. Schritt: Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation Bochum (BVG) 1851-1970, Glocken und Geläute, Vorläufiges Gesamtverzeichnis für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland, Eigendruck, Trier, 2000, mit fortlaufender Ergänzung.
    3. G. Hoffs: Glockenkatalog des Bistums Essen (Vorläufer zum Glockenbuch), bearbeitet von S. Schritt, Trier, ohne Jahreszahl.

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