Milo Rau: Die Rückeroberung der Zukunft

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  • Опубликовано: 10 фев 2025
  • Am 24.11.2017 hielt der Schweizer Theaterregisseur Milo Rau unter dem Titel "Die Rückeroberung der Zukunft" die Eröffnungsrede zur "Literatur im Herbst" im Theater Odeon in Wien, veranstaltet vom Kunstverein Wien Alte Schmiede. Es folgte ein Gespräch mit Shalini Randeria, Rektorin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien. Begrüßung: Walter Famler, Generalsekretär der Alten Schmiede
    Die diesjährige Literatur im Herbst trug den Titel "Dialektik der Befreiung" und knüpfte damit programmatisch an den gleichnamigen Kongress an, den die Antipsychiater Ronald D. Laing und David Cooper 1967 in London organisiert haben. Themen, die damals und heute bewegt haben und bewegen, sind unter anderem: Freiheit und Kontrolle, Entmystifizierung der menschlichen Gewalt in allen ihren Formen sowie der Systeme, denen sie entspringt. Aspekte des Imperialismus, die versagende Wohlstandsgesellschaft. Diskreditierung von gesellschaftlichen Alternativen, Ausbeutungsmechanismen im digitalisierten Kapitalismus, Populismus und neuer Faschismus,
    Ästhetisierung und Digitalisierung aller Lebenszusammenhänge. Befreiung von der Überflussgesellschaft und Alternativen zur Akzeptanz von Furcht und Unsicherheit. Verdinglichung des Menschen. Macht und Widerstand bei intensivierter Reproduktion von Ungleichheit. Der virtuelle Staat. Repressive Toleranz. Kritik und Affirmation. Idiotie und Intellekt, Kolonialisierung der Fantasie, Macht und Ohnmacht. Die Liste ließe sich fortsetzen.
    »Wir haben das Gefühl, immer mehr zu wissen und immer schneller zu handeln - in Wahrheit findet aber eine Einschränkung, fast Lähmung unserer Entschlussfähigkeit statt. Wie Teenager sitzen wir unbeweglich und lethargisch in unseren Zimmerchen, in unseren Köpfen aber rasen die Gedanken. Die technische Entwicklung hat unseren Willen gelähmt und unsere seelischen und sozialen Algorithmen völlig ins Ungleichgewicht gebracht. Es ist, als würden wir von den technischen Apparaten in einer totalen Gegenwart festgehalten, während wir in den Untergang rutschen.« Der Theaterregisseur und Essayist Milo Rau, dessen Kongotribunal aktuell als Film zu sehen und auch in Buchform dokumentiert ist, ist einer der Proponenten einer General Assembly, eines Weltparlaments der Entrechteten und Ausgebeuteten. In seiner Eröffnungsrede zeichnete er ein unbequemes Porträt unserer Zeit, entwirft aber auch Exit-Strategien aus grassierendem Alarmismus und falscher Moral.
    Milo Rau, *1977 in Bern, Regisseur, Theaterautor, Essayist und Wissenschaftler. Er studierte Soziologie, Germanistik und Romanistik in Paris, Zürich und Berlin, u.a. bei Tzvetan Todorov und Pierre Bourdieu. Für seine Theaterstücke, Filme und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet.
    Shalini Randeria, *1955 in Washington D.C., Professorin für Soziologie und Sozialanthropologie, Rektorin am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) sowie am Albert Hirschman Center on Democracy in Genf. Forschungsfelder: Zivilgesellschaft, soziale Bewegungen und NGOs, Anthropologie der Globalisierung, Rechtspluralismus und informelle Rechtsprechung sowie Postcolonial Studies, mit Regionalschwerpunkt Südasien. Aktuelle Veröffentlichungen: (Hg.) Border Crossings: Grenzverschiebungen und Grenzüberschreitungen in einer globalisierten Welt (2016), zusammen mit Carlo Caduff Soziale Anthropologie. Zwischen Globalität und Lokalität (2016).
    Walter Famler, *1958 in Bad Hall, lebt in Wien. Journalist, Publizist und Autor, langjähriger Herausgeber der Zeitschrift Wespennest, seit 2002 Generalsekretär des Kunstverein Wien Alte Schmiede.
    Die Alte Schmiede online:
    www.alte-schmie...
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