Im Oktober konnte ich für drei Nächte eines der Häuser (419) ausgiebig testen. Leider fällt mein Urteil zu den Häusern nicht so positiv aus. Im Großen und Ganzen gut gedacht aber doch sehr schlecht gemacht. Ich bin selber querschnittgelähmt mit relativ hoher Lähmungshöhe (BWK 4/5). Trotzdem bin ich noch selbständig und könnte meinen Alltag alleine bestreiten. Urlaub in den "barrierefreien Reihenhäusern" ist ohne Hilfe leider nicht möglich. Irgendwie scheint sich in den Köpfen der meisten Menschen manifestiert zu haben, dass jeder Mobilitätseingeschränkter eine Hilfsperson braucht. Obwohl es im Park sehr viele Häuser gibt mit direktem Parkplatz am Haus und absolut ebenerdigem Zugang, hat man sich für Häuser mit Rampe (1. Barriere) entschieden. Dazu klafft zwischen Weg und Rampe ein Loch (2. Barriere) an der Stelle wo eigentlich der Bordstein sein sollte. Auto ein- und ausladen geht entweder auf dem teilweise sehr unebenen Weg vorm Haus mit entsprechendem Platzproblem oder dem etwa 50 m entfernten ebenfalls total unebenen Waldparkplatz (3. Barriere). Hinzu kommt das mobilitätseingeschränkte Reisende häufig auch deutlich mehr Gepäck haben als Fußgänger. Der Eingangsbereich hat eine ca. 1 cm hohe Stufe (4. Barriere), sodass der Rollifahrer die Tür nicht mehr hinter sich schließen kann. Erst recht nicht, wenn die Tür hinten zum Offenhalten einhakt. Der Haken kann von einem Rollifahrer nicht mehr bedient werden (5. Barriere). Direkt danach kommen die Garderobenhaken auf ca. 1,80 m Höhe (6. Barriere). Wie soll man da seine Jacke aufhängen? Als nächstes kommt das Schlafzimmer. Eigentlich der wichtigste Raum für einen Rollifahrer, wenn es um die Größe geht. Der Schrank ist für Rollifahrer weder erreich- noch nutzbar (7. Barriere). Also wohin mit den Sachen? Das das Fenster nicht bedienbar ist, ist vielleicht noch hinnehmbar, aber das man sie als Rollifahrer nicht verdunkeln kann ist nicht ok (8. Barriere). Weiterhin ist der Schalter für die Nachttischlampe im Liegen nicht erreichbar (9. Barriere). Für manche ist auch die Seite des Übersetzens ins Bett wichtig. Dies ist hier nur von einer Seite möglich. Auch ein höhenverstellbares Bett wäre sinnvoll und sollte bei barrierefreien Unterkünften Standard sein. Das Kinderzimmer ist für Rollifahrer überhaupt nicht nutzbar. Nur so als Gedanke, es gibt auch alleinerziehende Rollifahrer die vielleicht ihrem Kind vorm Schlafen noch eine Geschichte vorlesen wollen. Die bessere Variante wäre wohl gewesen, dass man aus Kinder- und Schlafzimmer einen Raum macht. Die Küche ist zwar gut ausgestattet aber ebenfalls für Rollifahrer nur sehr eingeschränkt nutzbar. Bei der angedeuteten Unterfahrbarkeit des Herdes geht es um lediglich 10 cm Tiefe (10. Barriere). Kochen ist da nicht möglich. Nun noch zum Bad. Dieses ist sehr großzügig und auf den ersten Blick gut ausgestattet. Doch genau da versteckt sich ein gesundheitsgefährdendes Detail. Wer auch immer sich mit diesen idiotischen Klappspiegeln eine goldene Nase verdient, diese sind im barrierefreien Bau nicht zulässig (11. Barriere). Jeder sollte sich mal hinsetzen, den Kopf für 10 Minuten in den Nacken legen und versuchen sich zu rasieren oder zu schminken. Außer das man dann irgendwann Schmerzen hat, ist man auch soweit weg von dem Spiegel das man nichts sieht. Zu dem ganzen zusätzlichen Gepäck muss man dann auch noch einen Spiegel mitnehmen. Ein winziges negatives Detail ist auch der Handtuchhalter der für einen Rollifahrer nur mit extrem langen Armen erreichbar ist (12. Barriere). Leider muss ich an dieser Stelle ein ziemlich vernichtendes Urteil fällen. Es gibt viele Ferienhäuser die von Grund auf barriereärmer sind, als diese hier, die vermutlich für viel Geld umgebaut wurden. Ich weiß natürlich nicht von wem und wie der Familienpark beraten wurde, aber man hätte sicher mit einer besseren Planung unter Zuhilfenahme Betroffener vieles besser machen können. Als Anregung wie ein barrierefreies Bad und Betten aussehen kann, empfehle ich einen Blick ins Seehotel Rheinsberg. Allerdings hat man da Teppichboden verlegt, was für jeden Rollifahrer wieder mal eine weitere Barriere darstellt. Ich hoffe, dass ihr beim nächsten Umbau mit etwas mehr Geschick agiert.
Hallo Roy, vielen Dank für deinen Kommentar und dass du dir für ein ausführliches Feedback Zeit genommen hast. Wir werden deine Kritik eingehend prüfen und sie für kommende Bauvorhaben berücksichtigen. Viele Grüße vom Senftenberger See - Julia
Klasse präsentiert! Das ist sehr einladend und man bekommt Lust auf Urlaub - barrierefrei am Senftenberger See. Herzliche Grüße aus Nideggen/Eifel!😀
Im Oktober konnte ich für drei Nächte eines der Häuser (419) ausgiebig testen. Leider fällt mein Urteil zu den Häusern nicht so positiv aus. Im Großen und Ganzen gut gedacht aber doch sehr schlecht gemacht. Ich bin selber querschnittgelähmt mit relativ hoher Lähmungshöhe (BWK 4/5). Trotzdem bin ich noch selbständig und könnte meinen Alltag alleine bestreiten. Urlaub in den "barrierefreien Reihenhäusern" ist ohne Hilfe leider nicht möglich. Irgendwie scheint sich in den Köpfen der meisten Menschen manifestiert zu haben, dass jeder Mobilitätseingeschränkter eine Hilfsperson braucht. Obwohl es im Park sehr viele Häuser gibt mit direktem Parkplatz am Haus und absolut ebenerdigem Zugang, hat man sich für Häuser mit Rampe (1. Barriere) entschieden. Dazu klafft zwischen Weg und Rampe ein Loch (2. Barriere) an der Stelle wo eigentlich der Bordstein sein sollte. Auto ein- und ausladen geht entweder auf dem teilweise sehr unebenen Weg vorm Haus mit entsprechendem Platzproblem oder dem etwa 50 m entfernten ebenfalls total unebenen Waldparkplatz (3. Barriere). Hinzu kommt das mobilitätseingeschränkte Reisende häufig auch deutlich mehr Gepäck haben als Fußgänger. Der Eingangsbereich hat eine ca. 1 cm hohe Stufe (4. Barriere), sodass der Rollifahrer die Tür nicht mehr hinter sich schließen kann. Erst recht nicht, wenn die Tür hinten zum Offenhalten einhakt. Der Haken kann von einem Rollifahrer nicht mehr bedient werden (5. Barriere). Direkt danach kommen die Garderobenhaken auf ca. 1,80 m Höhe (6. Barriere). Wie soll man da seine Jacke aufhängen? Als nächstes kommt das Schlafzimmer. Eigentlich der wichtigste Raum für einen Rollifahrer, wenn es um die Größe geht. Der Schrank ist für Rollifahrer weder erreich- noch nutzbar (7. Barriere). Also wohin mit den Sachen? Das das Fenster nicht bedienbar ist, ist vielleicht noch hinnehmbar, aber das man sie als Rollifahrer nicht verdunkeln kann ist nicht ok (8. Barriere). Weiterhin ist der Schalter für die Nachttischlampe im Liegen nicht erreichbar (9. Barriere). Für manche ist auch die Seite des Übersetzens ins Bett wichtig. Dies ist hier nur von einer Seite möglich. Auch ein höhenverstellbares Bett wäre sinnvoll und sollte bei barrierefreien Unterkünften Standard sein. Das Kinderzimmer ist für Rollifahrer überhaupt nicht nutzbar. Nur so als Gedanke, es gibt auch alleinerziehende Rollifahrer die vielleicht ihrem Kind vorm Schlafen noch eine Geschichte vorlesen wollen. Die bessere Variante wäre wohl gewesen, dass man aus Kinder- und Schlafzimmer einen Raum macht. Die Küche ist zwar gut ausgestattet aber ebenfalls für Rollifahrer nur sehr eingeschränkt nutzbar. Bei der angedeuteten Unterfahrbarkeit des Herdes geht es um lediglich 10 cm Tiefe (10. Barriere). Kochen ist da nicht möglich. Nun noch zum Bad. Dieses ist sehr großzügig und auf den ersten Blick gut ausgestattet. Doch genau da versteckt sich ein gesundheitsgefährdendes Detail. Wer auch immer sich mit diesen idiotischen Klappspiegeln eine goldene Nase verdient, diese sind im barrierefreien Bau nicht zulässig (11. Barriere). Jeder sollte sich mal hinsetzen, den Kopf für 10 Minuten in den Nacken legen und versuchen sich zu rasieren oder zu schminken. Außer das man dann irgendwann Schmerzen hat, ist man auch soweit weg von dem Spiegel das man nichts sieht. Zu dem ganzen zusätzlichen Gepäck muss man dann auch noch einen Spiegel mitnehmen. Ein winziges negatives Detail ist auch der Handtuchhalter der für einen Rollifahrer nur mit extrem langen Armen erreichbar ist (12. Barriere). Leider muss ich an dieser Stelle ein ziemlich vernichtendes Urteil fällen. Es gibt viele Ferienhäuser die von Grund auf barriereärmer sind, als diese hier, die vermutlich für viel Geld umgebaut wurden. Ich weiß natürlich nicht von wem und wie der Familienpark beraten wurde, aber man hätte sicher mit einer besseren Planung unter Zuhilfenahme Betroffener vieles besser machen können. Als Anregung wie ein barrierefreies Bad und Betten aussehen kann, empfehle ich einen Blick ins Seehotel Rheinsberg. Allerdings hat man da Teppichboden verlegt, was für jeden Rollifahrer wieder mal eine weitere Barriere darstellt. Ich hoffe, dass ihr beim nächsten Umbau mit etwas mehr Geschick agiert.
Hallo Roy, vielen Dank für deinen Kommentar und dass du dir für ein ausführliches Feedback Zeit genommen hast. Wir werden deine Kritik eingehend prüfen und sie für kommende Bauvorhaben berücksichtigen. Viele Grüße vom Senftenberger See - Julia