Reinhard Mey - In Tyrannis

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  • Опубликовано: 12 июл 2015
  • Erstveröffentlichung auf CD "Mein achtel Lorbeerblatt" 1972
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    Lyrics:
    Von Wand zu Wand sind es vier Schritte,
    Von Tür zu Fenster sechseinhalb,
    Aber das Fenster ist zu hoch
    Und viel zu weit fort von der Pritsche,
    Um dadurch irgendwas zu sehen,
    Außer dem Stückchen grauen Himmel.
    Jetzt wird es wohl so sieben sein.
    Sie haben mir die Armbanduhr
    Und meine Kleider weggenommen
    Und mich in Drillichzeug gesteckt.
    Ich weiß nicht, was sie von mir wollen,
    Wozu die ganze Fragerei?
    Wozu das endlose Verhör,
    Wenn ich nicht weiß, wovon sie reden?
    Ich weiß nicht, was sie von mir wollen.
    Nur ein paar Stunden kann es her sein,
    Daß sie mich holten heute nacht.
    Sie haben mich hierher geschafft
    Mit ihren vorgehalt‘nen Waffen,
    So, wie man einen Mörder fängt.
    Ich habe aufgehört zu schreien
    Und meine Hände tun mir weh
    Vom Trommeln an die Zellentür.
    Ich hab‘ das Essen ausgegossen
    Und meinen Essensnapf zerschlagen.
    Sie haben mir das Haar geschoren
    Und mich verprügelt Mann für Mann,
    Und weil ich nichts zu sagen wußte,
    Nahmen sie mir die Baumwolldecke.
    Nachts ist es kalt in meiner Zelle.
    Heut‘ habe ich den Fraß gegessen:
    Kohlrabi und schimmliges Brot.
    Nach dem Verhör von heute früh
    Fand ich mein Fenster zugehangen,
    Um Tag und Nacht nicht mehr zu trennen.
    Nicht ein Geräusch dringt durch die Wände,
    Nur meinen Atem kann ich hören
    Und um die Glühbirne, die nackt
    Über mir hängt an einem Kabel,
    Summt ungeduldig eine Fliege.
    Nur manchmal hör‘ ich draußen Schritte,
    Dann kommen sie, um mich zu holen,
    Und stell‘n mich vor ein Mikrofon
    Und fragen tausendmal dasselbe.
    Erst wenn ich falle, darf ich sitzen,
    Dann führen sie mich in die Zelle,
    Und dann entfernen sich die Schritte
    Und kommen nach Stunden zurück,
    Oder vielleicht schon nach Minuten,
    Und dann beginnt alles von neuem.
    Dann verbinden sie mir die Augen
    Und führen mich über den Flur
    Und spielen mir ein Tonband vor,
    Und schließlich kann ich meine Stimme
    Nicht mehr von ihren unterscheiden.
    Den Sinn für Zeit hab ich verloren.
    Was für ein Pech die Fliege hat,
    Die immer um die Lampe kreist,
    In meine Zelle zu geraten,
    Nun, mitgefangen, mitgehangen.
    Und sie zertraten meine Brille
    Und haben widerlich gelacht,
    Als sie mir meinen Ehering
    Mit einer Kneifzange zerschnitten,
    Weil ich ihn nicht abstreifen konnte.
    Ich werde irgendwas gestehen,
    Damit sie mich nicht länger quälen.
    Ich freu‘ mich, wenn es Suppe gibt,
    Und sie mir meine Decke bringen.
    Ich werde einfach unterschreiben.

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