Also die "Normalen" suche ich auch noch. Seitdem ich bei mir aufgeräumt habe, sehe ich deutlich mehr Menschen mit heftigen eigenen Themen, die das aber nicht wahrnehmen. Danke für deine Meinung, Hemschi!
Ich arbeite in einer Kinder-und jugendpsychiatrie. Bei manchen Jugendlichen ist es wirklich erschreckend zu sehen, wie stark sie sich mit ihrer Diagnose identifizieren und diese, wie du sagtest, zu ihrer Persönlichkeit machen. Das ist wirklich schwierig... Wirkt teilweise so als ob sie ansonsten nichts hätten, an dem sie sich festhalten können.
Ich arbeite als Erzieherin in einer Kita und erlebe, dass Eltern oft unsicher sind, wo sie Kindern Grenzen setzen und ihnen etwas „zumuten“ können. Die meisten Eltern sind noch selbst mit schwarzer Pädagogik in der eigenen Kindheit in Berührung gekommen und wollen berechtigterweise nicht dahin zurück, um ihre Kinder nicht emotional zu traumatisieren. Dabei verfallen sie manchmal in das andere Extrem, dass sie berechtigte und sinnvolle Grenzen nicht setzen, weil sie Angst davor haben, ihrem Kind - das dann vielleicht auch mal weint oder wütend wird- emotional zu schaden. Dabei ist es völlig normal, dass wir diese Gefühle haben. Jeder Mensch wird irgendwann mal in einer Situation geraten, in der er/sie traurig oder wütend reagiert und muss lernen, diese Gefühle auszuhalten und zu bewältigen. Die Kinder, die von den „normalen Widrigkeiten des Lebens“ wie z.B. einem vergessenen Lieblingskuscheltier, einer abgebrochenen 🍌 oder einem verlorenen Spiel abgeschirmt werden, erlebe ich als untröstlich und wenig resilient. Sie haben auch kaum Gelegenheit gehabt, Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Und wenn man seinem Kind eine Grenze setzt, dann am besten mit einer Erklärung , kombiniert mit Aktivem Zuhören und Spiegeln der Gefühle des Kindes. Das Kind möchte sich auch akzeptiert fühlen, wenn es gerade traurig oder wütend ist. Dann ist es auch eher bereit, gesetzte Grenzen zu akzeptieren.
Ganz toller Beitrag ❤. Ich finde Erzieherlnnen sollten gesellschaftlich/politisch noch viel mehr zu Wort kommen. Auf diese Weise könnte man für die Zukunft gesellschaftlich sooo viel lernen, verstehen und planen.
Das Problem ist meiner Erfahrung nach, dass viele Eltern zwar erkannt haben, wie sehr ihnen die schwarze Pädagogik einschließlich körperlicher Gewalt geschadet hat. Aber… nie gelernt (im Sinne von erfahren) wurde, was sinnvolle Konsequenzen sind. Die Eltern-Ratgeber sind voll mit Ratschlägen, was man doch Kinder alles machen lassen und ihnen erlauben sollte. Dass Eltern eigene Grenzen haben, wird dabei kaum berücksichtigt. Laisser-faire ist da oft einfacher als rechtzeitig eigene Grenzen (hier oft “f*cking Standards” genannt) zu definieren und mit Konsequenzen zu belegen. Man lässt das Kind eben machen, und das funktioniert die ersten Jahre auch halbwegs - bis innerhalb der Institutionen unendliches Verständnis beim besten Willen nicht mehr umsetzbar ist (wenn es auf dem Papier auch gern konzeptuell verankert wird). Konsequenzen haben m. E. etwas mit der Reife des Kindes - in diesem Moment - zu tun. Da kann sich ein Teenager manchmal unreifer verhalten als ein Grundschulkind. Und entsprechend sollten die Konsequenzen ausfallen: entweder behebt das Kind selbst oder mit Hilfe den Schaden, oder es braucht Konsequenzen die keine Kooperation des Kindes erfordern: indem der Zugang zu bestimmten Räumen oder Gegenständen verwehrt wird, zum Beispiel. Allerdings erfordert es massiv Kraft und Ausdauer, Konsequenzen durchzusetzen - und daran scheitern nicht nur Eltern, sondern oft auf pädagogisches Personal - weil die Ressourcen fehlen.
Glaube nicht unbedingt, dass die Eltern sich schwertun Grenzen zu setzen, da sie selbst autoritär erzogen worden sind. Vielleicht eher, weil sie ihre Kinder glücklich machen wollen, um sich als perfekte Eltern zu fühlen. Auch Schuldgefühle, Zeitmangel und Konfliktangst könnten eine Rolle spielen.
@@user-nh9nl4rt8k Das Eine schließt das Andere nicht aus. 😉 Ich habe auch den Eindruck, dass die Gründe, die du ansprichst, auch mit eine Rolle spielen.
Content Vorschlag: Ich habe kürzlich 2 Dokus in der ZDF Mediathek/ 37 Grad gesehen, zu denen ich eine "Hemschi" Reaktion interessant fände. 1) Abenteuer Affäre (von 2021) 2) Situationship (2024) In beiden geht es u.a. um Menschen, die sich selbst in die Tasche lügen/gelogen haben, in einer "halb"-offenen Beziehung glücklich zu sein.
Ich finde wichtig, dass Du das Thema ansprichst. Ich habe eigene Themen und finde es erstrebenswert, dass die Kommunikationskuktur dahingehend offener wird. Aber ob nun plötzlich alle mit einem ADHS Label oder einer Spektrumsstörrung rumlaufen und selbige als Legitimation für alles nutzen müssen, bleibt fraglich.
Super Beitrag! Danke für deine Ausführungen zu den Erziehungsdiskursen der 60 iger und 70 iger Jahre! Ich musste so lachen und kann dies auch betätigen! ich habe das gleiche erlebt! Angesichts dieses Hintergrundes das unsere Eltern selbst Bindungs- und Entwicklungstraumatisiert groß geworden sind, könnte man viel diskutieren, welch emot. Erbe sie an uns unbewusst weitergegeben haben! Daaannnkkkeee Christian für deine stets so wertvolle Arbeit! Freue mich schon sehr auf deinen neuen Kurs"Breaking Good"
Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass sich die Menschen eher trauen Hilfe in Anspruch zu nehmen. In der Schweiz wurde noch in den 70ern eine junge Frau zwangssterilisiert, weil sie schwanger war ohne Partner. Vor sowas müsste man heute keine Angst mehr haben.
Es ist anscheinend Z.zt. Eine starke Umbruchszeit....zwischen den Generationen, in denen psychische 'Probleme' Tabu waren zu den Generationen, die vieles sofort als Trauma heraushauen. Dieser Umbruch betrifft mich selbst gerade stark und bin gerade dabei, zu sortieren, was das für mich bedeutet...habe lange totale Gefühlsunterdrückung gelebt und mache mir jetzt, wo ich meine Bedürfnisse wahrnehme, Vorwürfe, das es ein Luxusproblem ist. Danke für deinen Impuls in dieser Folge.
Die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen ist kein Luxusproblem, sondern gesund. Wer bitte sollte es sonst tun? Du bist zuständig für deine Bedürfnisse. Jemand anders wird sich nicht darum kümmern.
@@Tagmeri.86 Wenn man es im vorgelebt bekommen hat, das bestimmte eigene Bedürfnisse und Vorstellungen von Lebensgestaltung unterdrückt werden müssen, dauert es lange zu verstehen, das das falsch war und bis man ohne schlechtes Gewissen nach seinen Bedürfnissen lebt, natürlich nur, ohne dabei anderen zu schaden.
Normal ist vom Zeitgeist geprägt. Dieses unseelige Buch, "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" hat meiner Ansicht nach ein Bild von "normaler" Kindererziehung geprägt, was heute weit überholt ist
Das mit der Erziehung ist auch interessant. Gerade, dass heute immer gleich einer parat stehen muss. Habe da auch den Eindruck. Mein Sohn ist 11Jahre alt und hat ADHS. Ich rede heute mehr mit Pädagogen und Lehrern als zu meiner eigenen Schulzeit. Alles muss bis ins kleinste Detail besprochen werden. Jede Bremsspur und jede noch so kleine Stimmungsschwankung. Super anstrengend und belastend fur eine voll berufstätige Alleinerziehende. Kann mir gut vorstellen, dass dich da so manches Gespräch mehr als nur belustigen würde...
Diese Ungeduld bei vielen Kindern, verbunden mit der Erwartung, dass alles SOFORT erfüllt wird - unabhängig davon, ob es um ein wichtiges Bedürfnis geht oder einfach nur einen Wunsch - ist tatsächlich ein Problem. Gruppensituationen erfordern es auch, dass Kinder lernen zu warten, bis sie an der Reihe sind - egal ob in der Kita, in der Schule oder später am Arbeitsplatz. Es klappt nicht, wenn alle durcheinander reden. Außerdem lassen sich viele Dinge schlicht nicht sofort erfüllen - schon gar nicht bei einer Erzieherin auf 12 oder mehr Kinder oder einer Lehrerin mit 20 oder mehr Schülern.
Lieber Hemschi, ich mag Deine Analysen immer sehr und sie helfen schon beim Zuhören. Ich glaube, dass wir in einer normopathischen Gesellschaft von unreifen Kindern in Erwachsenenkörpern leben. Klassisch-konservative Werte zu haben, wie sie früher „normal“ waren (bin 1969 geboren) ist heute scheinbar crinch und ich fühle mich auf diesem Planeten wie ein Alien. Ich finde es nur noch schwer erträglich hier und frage mich, wie das hier weitergehen soll? Liebe Grüße! Und ein Knuddel für Euren megasüßen Hund!🧡
Christians Aussage dazu, dass die meisten problematische Bindungsstile haben ist wohl eher seinem Job geschuldet. Ein Hausarzt sieht auch meist nur kranke Menschen, weil Gesunde nicht kommen ohne Grund. Aber sonst gebe ich ihm Recht. ;)
Also ich muss auch sagen. Auf die Frage „Wo sind sie denn, die Bindungssicheren?“ Äh, klar siehst du die nicht in deiner Praxis? Kommen die vielleicht klar mit ihren Beziehungsleben? Wofür sollen die Dich oder andere Coaches kontaktieren? Hemschi ej…. 😂
Ja,stell' mir grad ähnliche Fragen,gucke auf mein Leben zurück,hab' mich 40 Jahre mit diesen Themen als Sozialpädagogin und - meist- alleinerziehende Mutter beschäftigt,das ganze ,,Programm",von Arbeit in der KJP,Familienzentren,,,alternative" private Betreuungsformen,sowohl als Mitarbeiterin als auch für meine Kinder,mich für Bioessen, homöopathische Behandlungen, Yogakurse für Kinder eingesetzt und selber praktiziert...... Dann natürlich auch die ,,Arbeit" an meinen eigenen Themen....... Und,Fazit??????? Voller Einsatz,kontinuierliche Weiterentwicklung bis heute.....aber,gucke ich auf mein Leben und das meiner Kinder zurück.....und auch auf das von Menschen,die mich privat oder beruflich lange begleiten........Fragen über Fragen.... Es scheint wohl so zu sein,daß jede Generation ihr bestes gibt und auch vieles gut macht,die Defizite in der nächsten Generation versucht werden zu kompensieren,neue Fragen und Herausforderungen auftauchen,und immer so weiter........mal sehen,was meine noch nicht existierenden Enkelkinder dann so machen und was die dann für,,Neurosen" haben..... Danke für deine immer wieder neuen Impulse und deine ehrliche,dich selbst sehr zeigende Art,mit den Themen umzugehen,lieber Christian 🙏
Tolles Format, allgemein interessante psychologische Themen außerhalb des Beziehungskosmos - finde ich super! aber bißchen viel aufgestoßen lieber Christian! habe das als podcast im Zug gehört und ist mir sehr aufgefallen :)
Ich weiß nicht, es wird wohl auch viel medial instrumentalisiert, da hat Christian schon recht. (Aufmerksamkeit, Opferrolle) Glaub es ist schwer zu unterscheiden. Auf der einen Seite ist es gut, darüber offen reden zu können auf der anderen, sich darauf auszuruhen nicht so gut. Ich hab auf jeden Fall sehr sehr viele Sachen gehabt, weshalb ich lange dachte mit mir stimmt was nicht oder warum können andere das und mir fällt es so schwer. Mir hat es gut getan in der Hinsicht, das ich mich selbst besser annehmen kann und aus dieser Schuld und scham Spirale rauszukommen. Mehr in die Slebstliebe und Selsbtakzeptanz zu kommen. Aber trotzdem arbeite ich an mir und entwickle mich weiter. Das ist zumindest für mich der richtige Weg damit umzugehen. Es nicht als Entschuldigung nutzen um negative Muster bei zu behalten, sondern um mit sich selbst großzügig und verständnisvoll zu werden aber halt auf der anderen Seite, daran zu arbeiten.
Du sagtest, dass es scheinbar nicht nachweisbar ist, dass übergewichtige nicht per se eine höhere Kalorienaufnahme haben. Dazu würde ich gerne mehr erfahren, wenns auch nur Quellen sind... Finde ich interessant
Es kann schon sein, dass wir keine höhere Kalorienaufnahme haben. Aber der Mensch ist durch eine Verschiebung von überwiegend körperlicher Arbeit auf meist sitzende Berufe und technische Errungenschaften wie z. B. Auto etc . körperlich nicht mehr so stark gefordert. Auch werden manche Lebensmittel stark verarbeitet und wir haben ständig Zugang zu allem. Der Körper kennt über Jahrtausende auch Hungerphasen, was jetzt in der Moderne alles wegfällt wenn man es nicht bewusst integriert.
Es ist schwierig Menschen genau zu überwachen und Selbstauskünfte über Kalorien und Bewegung funktionieren nicht zuverlässig, das macht es tatsächlich schwierig genau zu messen, es ist andererseits völlig unstrittig dass übermäßige Kalorienzufuhr zu Übergewicht führt. Es gibt zwar noch Fragen ob Kalorien abhängig ser Uhrzeit oder anderer Faktoren vielleicht mehr oder weniger ausgeschieden werden, die simple Antwort bleibt aber die gleiche
@@thehonest1809 Auch wenn Du explizit Christian nach Quellen gefragt hast, möchte ich ABER TROTZDEM… 😂😉 auch gerne meine Meinung zu diesem Thema äußern, da ich mich beruflich damit beschäftigte. Ich glaube, dass meßbare Daten wie Kalorien & Körpergewicht „3D“ sind und damit nicht mehr in unsere aktuelle Zeit passen. Meiner Meinung nach ist es bei LEBENsmitteln (heute meistens leider nur noch „Nahrungsmittel“ oder „Füllstoffe“…) so, wie in Beziehungen: manche sind nährend, andere zehrend, wieder andere toxisch. Und das hängt - wie der Partner in der Beziehung- davon ab, welche Dynamik das Ganze nimmt. Die nicht messbaren Faktoren wie „habe ich ein naisgeiles Leben?“ oder „drehe ich die x-te Runde in meiner toxischen Karussellfahrt?“ haben meiner Erfahrung nach mehr Einfluss darauf, ob ein Lebensmittel „ansetzt“ oder nicht als der berechenbare Kaloriengehalt.
die suche nach gemeinsamkeiten zu psychisch gesunden menschen ist in letzter zeit mein thema.. wurde und habe mich selbst aufgrund meiner borderline-störung extrem zum "außerirdischen" degradiert. ich habe die störung nicht mehr in der rohform, fühle mich dennoch so abnorm, dass ich mir videos von paartherapien ansehe.. weil es mich beruhigt, nicht die einzige zu sein, die menschen verletzt hat. so fühlt es sich nämlich oft an.
@@cherrycherryreikikirschblu2185 Das stimmt. Dennoch muss sich jeder auch selbst schützen, und bei allem Verständniss wäre es mir wichtig, dass auch diese Menschen (so wie ich auch) an sich arbeiten.
Also die "Normalen" suche ich auch noch. Seitdem ich bei mir aufgeräumt habe, sehe ich deutlich mehr Menschen mit heftigen eigenen Themen, die das aber nicht wahrnehmen. Danke für deine Meinung, Hemschi!
Geht mir ganz genauso.
Wenn man die eigenen Themen aufgearbeitet hat werden "normale" Kontakte irgendwie rar.
Ich arbeite in einer Kinder-und jugendpsychiatrie. Bei manchen Jugendlichen ist es wirklich erschreckend zu sehen, wie stark sie sich mit ihrer Diagnose identifizieren und diese, wie du sagtest, zu ihrer Persönlichkeit machen. Das ist wirklich schwierig... Wirkt teilweise so als ob sie ansonsten nichts hätten, an dem sie sich festhalten können.
Ich arbeite als Erzieherin in einer Kita und erlebe, dass Eltern oft unsicher sind, wo sie Kindern Grenzen setzen und ihnen etwas „zumuten“ können.
Die meisten Eltern sind noch selbst mit schwarzer Pädagogik in der eigenen Kindheit in Berührung gekommen und wollen berechtigterweise nicht dahin zurück, um ihre Kinder nicht emotional zu traumatisieren.
Dabei verfallen sie manchmal in das andere Extrem, dass sie berechtigte und sinnvolle Grenzen nicht setzen, weil sie Angst davor haben, ihrem Kind - das dann vielleicht auch mal weint oder wütend wird- emotional zu schaden.
Dabei ist es völlig normal, dass wir diese Gefühle haben. Jeder Mensch wird irgendwann mal in einer Situation geraten, in der er/sie traurig oder wütend reagiert und muss lernen, diese Gefühle auszuhalten und zu bewältigen. Die Kinder, die von den „normalen Widrigkeiten des Lebens“ wie z.B. einem vergessenen Lieblingskuscheltier, einer abgebrochenen 🍌 oder einem verlorenen Spiel abgeschirmt werden, erlebe ich als untröstlich und wenig resilient. Sie haben auch kaum Gelegenheit gehabt, Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Und wenn man seinem Kind eine Grenze setzt, dann am besten mit einer Erklärung , kombiniert mit Aktivem Zuhören und Spiegeln der Gefühle des Kindes. Das Kind möchte sich auch akzeptiert fühlen, wenn es gerade traurig oder wütend ist. Dann ist es auch eher bereit, gesetzte Grenzen zu akzeptieren.
Ganz toller Beitrag ❤. Ich finde Erzieherlnnen sollten gesellschaftlich/politisch noch viel mehr zu Wort kommen. Auf diese Weise könnte man für die Zukunft gesellschaftlich sooo viel lernen, verstehen und planen.
Das Problem ist meiner Erfahrung nach, dass viele Eltern zwar erkannt haben, wie sehr ihnen die schwarze Pädagogik einschließlich körperlicher Gewalt geschadet hat. Aber… nie gelernt (im Sinne von erfahren) wurde, was sinnvolle Konsequenzen sind.
Die Eltern-Ratgeber sind voll mit Ratschlägen, was man doch Kinder alles machen lassen und ihnen erlauben sollte. Dass Eltern eigene Grenzen haben, wird dabei kaum berücksichtigt.
Laisser-faire ist da oft einfacher als rechtzeitig eigene Grenzen (hier oft “f*cking Standards” genannt) zu definieren und mit Konsequenzen zu belegen. Man lässt das Kind eben machen, und das funktioniert die ersten Jahre auch halbwegs - bis innerhalb der Institutionen unendliches Verständnis beim besten Willen nicht mehr umsetzbar ist (wenn es auf dem Papier auch gern konzeptuell verankert wird).
Konsequenzen haben m. E. etwas mit der Reife des Kindes - in diesem Moment - zu tun. Da kann sich ein Teenager manchmal unreifer verhalten als ein Grundschulkind. Und entsprechend sollten die Konsequenzen ausfallen: entweder behebt das Kind selbst oder mit Hilfe den Schaden, oder es braucht Konsequenzen die keine Kooperation des Kindes erfordern: indem der Zugang zu bestimmten Räumen oder Gegenständen verwehrt wird, zum Beispiel.
Allerdings erfordert es massiv Kraft und Ausdauer, Konsequenzen durchzusetzen - und daran scheitern nicht nur Eltern, sondern oft auf pädagogisches Personal - weil die Ressourcen fehlen.
Glaube nicht unbedingt, dass die Eltern sich schwertun Grenzen zu setzen, da sie selbst autoritär erzogen worden sind. Vielleicht eher, weil sie ihre Kinder glücklich machen wollen, um sich als perfekte Eltern zu fühlen. Auch Schuldgefühle, Zeitmangel und Konfliktangst könnten eine Rolle spielen.
So ein toller Beitrag! Wow!
@@user-nh9nl4rt8k
Das Eine schließt das Andere nicht aus. 😉 Ich habe auch den Eindruck, dass die Gründe, die du ansprichst, auch mit eine Rolle spielen.
Content Vorschlag:
Ich habe kürzlich 2 Dokus in der ZDF Mediathek/ 37 Grad gesehen, zu denen ich eine "Hemschi" Reaktion interessant fände.
1) Abenteuer Affäre (von 2021)
2) Situationship (2024)
In beiden geht es u.a. um Menschen, die sich selbst in die Tasche lügen/gelogen haben, in einer "halb"-offenen Beziehung glücklich zu sein.
Ich finde wichtig, dass Du das Thema ansprichst. Ich habe eigene Themen und finde es erstrebenswert, dass die Kommunikationskuktur dahingehend offener wird. Aber ob nun plötzlich alle mit einem ADHS Label oder einer Spektrumsstörrung rumlaufen und selbige als Legitimation für alles nutzen müssen, bleibt fraglich.
Sehr schön zusammengefasst! Was ist heute schon "normal" ... sich seiner Dinge bewusst werden und diese anpacken. 🎉
So ist es!
Super Beitrag! Danke für deine Ausführungen zu den Erziehungsdiskursen der 60 iger und 70 iger Jahre! Ich musste so lachen und kann dies auch betätigen! ich habe das gleiche erlebt! Angesichts dieses Hintergrundes das unsere Eltern selbst Bindungs- und Entwicklungstraumatisiert groß geworden sind, könnte man viel diskutieren, welch emot. Erbe sie an uns unbewusst weitergegeben haben! Daaannnkkkeee Christian für deine stets so wertvolle Arbeit! Freue mich schon sehr auf deinen neuen Kurs"Breaking Good"
Danke Hemschi für deinen interessanten Content! 👍👍👍
mega danke!
Besser finde ich es, wenn man Beziehungen, psychische Verfassung etc daran misst was gesund ist und weniger daran, was derzeit als normal gilt.
aber dass sich bei dir nicht die bindungssicheren Menschen melden, ist doch logisch, oder...?
Ja 😄
Selektiver Wahrnehmungs Bias. Liebe Grüße. 😊
@@DominikHermanns damn genau nach diesem Ausdruck hab ich mein Gehirn durchsucht - hatte sich aber zu gut versteckt...! Viele Grüße zurück ☺
Dachte genau dasselbe!
Ich finde es klasse wenn man eine Community findet die sich mit Wahrnehmungsverzerrungen auskennt.
Top!
Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass sich die Menschen eher trauen Hilfe in Anspruch zu nehmen. In der Schweiz wurde noch in den 70ern eine junge Frau zwangssterilisiert, weil sie schwanger war ohne Partner. Vor sowas müsste man heute keine Angst mehr haben.
Es ist anscheinend Z.zt. Eine starke Umbruchszeit....zwischen den Generationen, in denen psychische 'Probleme' Tabu waren zu den Generationen, die vieles sofort als Trauma heraushauen. Dieser Umbruch betrifft mich selbst gerade stark und bin gerade dabei, zu sortieren, was das für mich bedeutet...habe lange totale Gefühlsunterdrückung gelebt und mache mir jetzt, wo ich meine Bedürfnisse wahrnehme, Vorwürfe, das es ein Luxusproblem ist. Danke für deinen Impuls in dieser Folge.
Die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen ist kein Luxusproblem, sondern gesund. Wer bitte sollte es sonst tun? Du bist zuständig für deine Bedürfnisse. Jemand anders wird sich nicht darum kümmern.
@@Tagmeri.86 Wenn man es im vorgelebt bekommen hat, das bestimmte eigene Bedürfnisse und Vorstellungen von Lebensgestaltung unterdrückt werden müssen, dauert es lange zu verstehen, das das falsch war und bis man ohne schlechtes Gewissen nach seinen Bedürfnissen lebt, natürlich nur, ohne dabei anderen zu schaden.
Vielen Dank für Ihre unermüdliche Arbeit und Ihre wertvollen Gedankenanstösse
Normal ist vom Zeitgeist geprägt. Dieses unseelige Buch, "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" hat meiner Ansicht nach ein Bild von "normaler" Kindererziehung geprägt, was heute weit überholt ist
Mega spannend - freue mich auch schon auf das angesprochene Video zum Thema alle werden immer introvertierter👍
Die bindungssicheren kommen nicht in deine Praxis😉
Die sitzend alle glücklich zu Hause zusammen auf der Couch 🍻😂
Im Buch Flug7Angst von Sebastian Fitzek hab ich gelesen:
„In der Psychologie/Psychotherapie geht es nie um Heilung, sondern nur um Linderung.“
Das mit der Erziehung ist auch interessant. Gerade, dass heute immer gleich einer parat stehen muss. Habe da auch den Eindruck. Mein Sohn ist 11Jahre alt und hat ADHS. Ich rede heute mehr mit Pädagogen und Lehrern als zu meiner eigenen Schulzeit. Alles muss bis ins kleinste Detail besprochen werden. Jede Bremsspur und jede noch so kleine Stimmungsschwankung. Super anstrengend und belastend fur eine voll berufstätige Alleinerziehende. Kann mir gut vorstellen, dass dich da so manches Gespräch mehr als nur belustigen würde...
Diese Ungeduld bei vielen Kindern, verbunden mit der Erwartung, dass alles SOFORT erfüllt wird - unabhängig davon, ob es um ein wichtiges Bedürfnis geht oder einfach nur einen Wunsch - ist tatsächlich ein Problem. Gruppensituationen erfordern es auch, dass Kinder lernen zu warten, bis sie an der Reihe sind - egal ob in der Kita, in der Schule oder später am Arbeitsplatz. Es klappt nicht, wenn alle durcheinander reden. Außerdem lassen sich viele Dinge schlicht nicht sofort erfüllen - schon gar nicht bei einer Erzieherin auf 12 oder mehr Kinder oder einer Lehrerin mit 20 oder mehr Schülern.
@@christinamuller8874
Frustrationstoleranz lernen zu dürfen ist ein Geschenk, dass nicht alle Eltern zu geben fähig sind.
Lieber Hemschi,
ich mag Deine Analysen immer sehr und sie helfen schon beim Zuhören.
Ich glaube, dass wir in einer normopathischen Gesellschaft von unreifen Kindern in Erwachsenenkörpern leben.
Klassisch-konservative Werte zu haben, wie sie früher „normal“ waren (bin 1969 geboren) ist heute scheinbar crinch und ich fühle mich auf diesem Planeten wie ein Alien.
Ich finde es nur noch schwer erträglich hier und frage mich, wie das hier weitergehen soll?
Liebe Grüße! Und ein Knuddel für Euren megasüßen Hund!🧡
Christians Aussage dazu, dass die meisten problematische Bindungsstile haben ist wohl eher seinem Job geschuldet. Ein Hausarzt sieht auch meist nur kranke Menschen, weil Gesunde nicht kommen ohne Grund. Aber sonst gebe ich ihm Recht. ;)
Also ich muss auch sagen.
Auf die Frage „Wo sind sie denn, die Bindungssicheren?“
Äh, klar siehst du die nicht in deiner Praxis? Kommen die vielleicht klar mit ihren Beziehungsleben? Wofür sollen die Dich oder andere Coaches kontaktieren?
Hemschi ej…. 😂
Bin ganz bei dir!
Ja,stell' mir grad ähnliche Fragen,gucke auf mein Leben zurück,hab' mich 40 Jahre mit diesen Themen als Sozialpädagogin und - meist- alleinerziehende Mutter beschäftigt,das ganze ,,Programm",von Arbeit in der KJP,Familienzentren,,,alternative" private Betreuungsformen,sowohl als Mitarbeiterin als auch für meine Kinder,mich für Bioessen, homöopathische Behandlungen, Yogakurse für Kinder eingesetzt und selber praktiziert......
Dann natürlich auch die ,,Arbeit" an meinen eigenen Themen.......
Und,Fazit???????
Voller Einsatz,kontinuierliche Weiterentwicklung bis heute.....aber,gucke ich auf mein Leben und das meiner Kinder zurück.....und auch auf das von Menschen,die mich privat oder beruflich lange begleiten........Fragen über Fragen....
Es scheint wohl so zu sein,daß jede Generation ihr bestes gibt und auch vieles gut macht,die Defizite in der nächsten Generation versucht werden zu kompensieren,neue Fragen und Herausforderungen auftauchen,und immer so weiter........mal sehen,was meine noch nicht existierenden Enkelkinder dann so machen und was die dann für,,Neurosen" haben.....
Danke für deine immer wieder neuen Impulse und deine ehrliche,dich selbst sehr zeigende Art,mit den Themen umzugehen,lieber Christian 🙏
Danke!
Tolles Format, allgemein interessante psychologische Themen außerhalb des Beziehungskosmos - finde ich super! aber bißchen viel aufgestoßen lieber Christian! habe das als podcast im Zug gehört und ist mir sehr aufgefallen :)
Top Thema 👍😃
Wunderbares Thema.
Klasse Thema 👍🏼
Ich weiß nicht, es wird wohl auch viel medial instrumentalisiert, da hat Christian schon recht. (Aufmerksamkeit, Opferrolle)
Glaub es ist schwer zu unterscheiden. Auf der einen Seite ist es gut, darüber offen reden zu können auf der anderen, sich darauf auszuruhen nicht so gut.
Ich hab auf jeden Fall sehr sehr viele Sachen gehabt, weshalb ich lange dachte mit mir stimmt was nicht oder warum können andere das und mir fällt es so schwer.
Mir hat es gut getan in der Hinsicht, das ich mich selbst besser annehmen kann und aus dieser Schuld und scham Spirale rauszukommen. Mehr in die Slebstliebe und Selsbtakzeptanz zu kommen. Aber trotzdem arbeite ich an mir und entwickle mich weiter. Das ist zumindest für mich der richtige Weg damit umzugehen.
Es nicht als Entschuldigung nutzen um negative Muster bei zu behalten, sondern um mit sich selbst großzügig und verständnisvoll zu werden aber halt auf der anderen Seite, daran zu arbeiten.
Die bindungssicheren Menschen sind in langjährigen Beziehungen und brauchen Hemschi nicht. Die schreiben dann auch keine Mails
wie recht Sie haben ;-)
Wer soll den vorgeben, was NORMAL ist??
❤
Ich habe dir gerne zugehört Christian..wichtiges Thema das du da aufgegriffen hast.
78°C 😂😂💕
❤❤❤❤❤❤✌
Du sagtest, dass es scheinbar nicht nachweisbar ist, dass übergewichtige nicht per se eine höhere Kalorienaufnahme haben. Dazu würde ich gerne mehr erfahren, wenns auch nur Quellen sind... Finde ich interessant
Es kann schon sein, dass wir keine höhere Kalorienaufnahme haben. Aber der Mensch ist durch eine Verschiebung von überwiegend körperlicher Arbeit auf meist sitzende Berufe und technische Errungenschaften wie z. B. Auto etc . körperlich nicht mehr so stark gefordert. Auch werden manche Lebensmittel stark verarbeitet und wir haben ständig Zugang zu allem.
Der Körper kennt über Jahrtausende auch Hungerphasen, was jetzt in der Moderne alles wegfällt wenn man es nicht bewusst integriert.
Es ist schwierig Menschen genau zu überwachen und Selbstauskünfte über Kalorien und Bewegung funktionieren nicht zuverlässig, das macht es tatsächlich schwierig genau zu messen, es ist andererseits völlig unstrittig dass übermäßige Kalorienzufuhr zu Übergewicht führt. Es gibt zwar noch Fragen ob Kalorien abhängig ser Uhrzeit oder anderer Faktoren vielleicht mehr oder weniger ausgeschieden werden, die simple Antwort bleibt aber die gleiche
@@thehonest1809 Auch wenn Du explizit Christian nach Quellen gefragt hast, möchte ich ABER TROTZDEM… 😂😉 auch gerne meine Meinung zu diesem Thema äußern, da ich mich beruflich damit beschäftigte.
Ich glaube, dass meßbare Daten wie Kalorien & Körpergewicht „3D“ sind und damit nicht mehr in unsere aktuelle Zeit passen. Meiner Meinung nach ist es bei LEBENsmitteln (heute meistens leider nur noch „Nahrungsmittel“ oder „Füllstoffe“…) so, wie in Beziehungen: manche sind nährend, andere zehrend, wieder andere toxisch. Und das hängt - wie der Partner in der Beziehung- davon ab, welche Dynamik das Ganze nimmt. Die nicht messbaren Faktoren wie „habe ich ein naisgeiles Leben?“ oder „drehe ich die x-te Runde in meiner toxischen Karussellfahrt?“ haben meiner Erfahrung nach mehr Einfluss darauf, ob ein Lebensmittel „ansetzt“ oder nicht als der berechenbare Kaloriengehalt.
Die bmi- Tabelle wurde verändert, sodass heute mehr Menschen als übergewichtig zählen, die früher als normal gewichtig galten.
🤍
78 ? Grad
Nennt sich humorvolle Übertreibung?
die suche nach gemeinsamkeiten zu psychisch gesunden menschen ist in letzter zeit mein thema.. wurde und habe mich selbst aufgrund meiner borderline-störung extrem zum "außerirdischen" degradiert. ich habe die störung nicht mehr in der rohform, fühle mich dennoch so abnorm, dass ich mir videos von paartherapien ansehe.. weil es mich beruhigt, nicht die einzige zu sein, die menschen verletzt hat. so fühlt es sich nämlich oft an.
❤❤❤
Ja.
@@cherrycherryreikikirschblu2185
Das stimmt.
Dennoch muss sich jeder auch selbst schützen, und bei allem Verständniss wäre es mir wichtig, dass auch diese Menschen (so wie ich auch) an sich arbeiten.
❤❤❤❤❤
Danke!
❤❤❤❤❤
Danke!
Danke!
Danke!
Danke!