"Der Klügere gibt nach" - eine Binsenweisheit mit fatalen Folgen

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Diesen "Ratschlag" werden die meisten von Ihnen in diversen Varianten kennen. Die Botschaft: sich mit der Situation abzufinden und aufzugeben, um sich den Ärger zu ersparen. Weil man doch ohnehin nichts verändern könne.
"Der Klügere gibt nach" - eine vermeintliche Lösung, die längst zum allgemeingesellshaftlichen Problem geworden ist. Denn indem die Klügeren nachgeben, überlassen sie den Unklugen die Entscheidungsmacht.
Insbesondere bei Eltern-Kind-Entfremdung und der Unfähigkeit unseres Rechtssystems, die Problematik, ihre primären Ursachen und die Folgen (vor allem für die Kinder) zu erkennen und deren Gefahren einzuschätzen, ist es ein Ratschlag, der auch häufig von dem Helfersystem kommt.
Ein Rechtsanwalt hat mir vor Jahren gesagt, dass er es absolut unklug findet, um jeden Preis für Prinzipien und Werte zu kämpfen und bereit zu sein, dafür unterzugehen. Denn der Klügere gebe bekanntlich nach.
Eine seltsame Aussage für jemanden, der sich beruflich zur Aufgabe gemacht hat, die Werte und Normen unserer Gesellschaft zu verteidigen.
Ich halte es keineswegs für klug, nachzugeben. Nicht dann, wenn es um grundlegende Normen und Werte geht, die in unserer Gesellschaft gelten (sollten) und deren Aufgabe es ist, dem Leben der Menschen Sicherheit und Halt zu geben. Es ist mir wert, für die Werte zu kämpfen, an die ich glaube und die ich lebe. Ich betrachte es als meine Verantwortung. Für mich. Für unsere Kinder. Für alle eigentlich. Das ist es mir wert.
Klar, es kostet Kraft. Doch jeder noch so kleiner Erfolg, jeder Schritt in die richtige Richtung, uede spannende Diskussion werfen emotionale Zinsen ab, die wiederum den Speicher füllen, so, dass ich weiter machen kann.
Und ganz ehrlich: viel mehr Kraft kostet das Abfinden, das Ducken, das Schnauzehalten, das Erdulden und Ertragen. Diese Haltungen werfen keine emotionalen Zinsen ab, sondern sind emotional inflationär.
Und, nein, es ist kein Kampf gegen Windmühlen. Die Riesen, gegen die ich kämpfe - und so viele von Ihnen, die das gerade lesen - sind real. Eine David-und-Goliath-Konstellation, ja, vielleicht.
Doch wir sind viele. Und verdammt hartnäckig. Wir sind die Klügeren, die dran bleiben.