Angst als überlebenswichtige Fähigkeit / Zwang als Bewältigung?, WiSe 22/23, 05

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  • Опубликовано: 24 янв 2023
  • Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Prof. Lena Jelinek und Ralf
    Angst ist eine überlebenswichtige Fähigkeit, Angstbewältigung die Basis jede/r Kultur oder Religion. Warum läuft sie manchmal aus dem Ruder? Rituale können Ängste bändigen. Vielleicht bietet unsere Kultur inzwischen zu wenig davon. Greifen wir deshalb auf Zwänge zurück? Wann und warum wird aus dem Schutzmechanismus ein Gefängnis? Welche Rolle spielt Psychotherapie? Ergänzen sich die Schulen? Bewegen sie sich aufeinander zu? Welche Rolle spielt, dass Existenzängste heute berechtigter sind denn je? Wie können wir konstruktiv umgehen mit unserer Angst um die Natur, den Frieden, die Solidarität, unsere Gemeinschaft, um die Welt? Wird die Unterscheidung von gesunder und kranker Angst dann sinnlos?
    Die Vorlesungen des Wintersemesters 22/23 sind störungsspezifisch aufgebaut und thematisieren, dass psychische Störungen mit zutiefst menschlichen Themen und Konflikten zu tun haben und psychiatrische Diagnosen philosophisch zu überdenken sind. Wir müssen noch fragen können:
    - Was hat die Depression mit Scham, die Manie mit der Flucht aus Überanpassung und was haben beide mit dem Verlust von Zeitgefühl zu tun?
    - Sind Menschen in Psychosen vor allem dünnhäutig, sodass innere Dialoge zu äußeren werden und auch reale Ereignisse filterlos eindringen?
    - Wie weit sind Ängste lebensnotwendig, Zwänge Schutzmechanismen und Süchte Ausdruck haltloser Suche; wo sind alle drei nicht nur individuell riskant, sondern kulturell prägend?
    - Wer stört wen, wenn wir von Persönlichkeitsstörungen sprechen?
    - Und erfassen wir noch, dass die zugrundeliegenden Spannungsfelder zwischen Nähe und Distanz, Autonomie und Bindung, Anpassung und Widerstand alle Menschen betreffen?
    - Wie müssen Hilfen aussehen, die nicht nur annehmbar sind, sondern auch helfen, die überwältigenden Erfahrungen wieder anzueignen und die eigenen Bewältigungsstrategien zu stärken?
    Die Vorlesungs-Dialoge lassen Experten zu Wort kommen, die über den Tellerrand schauen.
    Ziel der Vorlesungsreihe »Anthropologische Psychiatrie« ist seit ihrem Start im Jahr 2000, ein menschliches Bild von psychischen Erkrankungen zu vermitteln, sie nicht auf die Abweichung von Normen oder die Folge entgleister Trans-mitter zu reduzieren. Aus dieser Perspektive bekommen die notwendigen Hilfen auch eine politische Dimension: Hilfreiche Psychiatrie braucht eine gute Sozial-, Wohnungsbau- und Kommunalpolitik. Mit Vorteilen für alle: Was psychisch sensiblen Menschen gut tut, bedeutet Psychohygiene für alle. Prävention erfordert Politik.
    Diese Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Irre menschlich Hamburg e.V. und psychenet.
    Zur Person: Thomas Bock ist Professor für Klinische Psychologie und Sozialpsychiatrie und Psychologischer Psychotherapeut, lädt in dieser Online Vorlesungsreihe der Universität Hamburg verschiedene Menschen zum Dialog ein. Jedes Semester beleuchtet einen thematischen Aspekt.
    Bild von Santiago Lacarta auf Pixabay

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