phoenix persönlich: Sportjournalist Marcel Reif zu Gast bei Erhard Scherfer
HTML-код
- Опубликовано: 24 ноя 2024
- In der Sendung „phoenix persönlich“ spricht Erhard Scherfer mit dem Sportjournalisten und Kommentator Marcel Reif über seine Rede zur Gedenkveranstaltung der Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag, über das Schweigen seines Vaters und über die Bedeutung, die Fußball in seinem Leben hatte.
Der Sportjournalist Marcel Reif hat unterstrichen, welche Bedeutung der Satz „Sej a Mensch“ für ihn hat. „Ich knie vor diesem Satz nieder“, sagte Reif in der Sendung „phoenix persönlich“ über die drei Worte seines Vaters Leon, die dieser ihm bei verschiedenen Gelegenheiten gesagt hatte: „Und ich bin ein solcher Idiot gewesen, es ihm nicht zu sagen: Papa, ich habe jetzt ein paar Mal gemerkt, was du mir da sagst. Das ist unfassbar. Das habe ich nicht hingekriegt und das werfe ich mir vor.“
In seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag aus Anlass der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus sagte Marcel Reif über das Vermächtnis seines Vaters: „Ich erinnere mich täglich mehr daran, wie oft er mir diesen Satz geschenkt hat - mal als Mahnung, mal als Warnung, als Ratschlag oder auch als Tadel. Drei Worte nur in dem warmen Jiddisch, das ich so vermisse: „Sej a Mensch!“ - „Sei ein Mensch!“
Sein Vater, ein Überlebender des Holocaust, habe nie über das Erlebte gesprochen, so Reif jetzt bei „phoenix persönlich“. „Seine Kinder sollten nicht auf die Straße gehen und in jedem Bäcker, Straßenbahnfahrer, was weiß ich, einen vermeintlichen Mörder ihrer Großeltern vermuten. Das sollte nicht passieren, denn so können Kinder nicht unbelastet aufwachsen. Und das wollte er, das war sein erklärtes Ziel.“ Er habe im Nachhinein begriffen, dass sein Vater „seine zerstörte, überschattete Kindheit nicht noch einmal bei seinen Kindern sehen wollte.“
Viele Jahre später sei ihm klar geworden, so Reif, dass sein Vater Leon mit diesem kleinen Satz „Sei ein Mensch“, doch gesprochen habe.
Mit Blick auf den Antisemitismus und Rassismus heute erklärt Reif, dass „Nie wieder! mitnichten nur ein Appell sei, sondern es müsse „das täglich Gelebte“ sein. „In der Mitte der Gesellschaft hat kein Rassismus -und nicht nur Antisemitismus-, hat nichts Unmenschliches verloren. Nichts! Und Rassismus und Antisemitismus sind unmenschlich, weil ich Menschen nicht als Menschen betrachte.“ Das Engagement dagegen sei eine „nicht enden wollende Aufgabe. Und in Deutschland ist es eine besonders unstrittige Aufgabe, weil es das Land der Täter ist.“