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09.07.2023 "Todesfalle Watt. Beim Versuch einen Priel zu durchwimmen ist ein Mann ertrunken." Der Tagesspiegel sprach von einem "schmalen Wasserlauf". Immer wieder liest man solche Zeitungsmeldungen. Es ist faszinierend, wie oft die Botschaft in dem Video nicht erfasst wird. Es ist hier keine reißende Strömung, die alleine gefährlich werden könnte, sondern vor allem die sehr schnelle Überflutung einer großen Fläche, die den Rückweg abschneidet. Aber ich sage immer: nur zu, ran an die Challenge. Am besten knapp vor der Rückkehr des auflaufenden Wassers am Strandwall, jetzt im Dezember in der Abenddämmerung bei aufziehendem Nebel. Irgendjemand muss ja den Stoff für die Zeitungsmeldungen liefern. Und dann gibt es für die ganz abgebrühten ja noch den Darwin-Award. Ich persönlich halte mich bei den kleinsten Andeutungen von schlechter Sicht grundsätzlich nur am festen weißen Sandufer auf. Ich empfehle jedem ortsunkundigem, bei auflaufendem Wasser nur landseitig der Strandrinne zu spazieren.

Hm. Was meinst du mit 'vo"durch" Zeitrhandenen gezeigten Pfahl'? Worauf beziehst du dich mit "durch Zeit"?

Nur zu! Männer und ganze Kerle braucht das Land.

Kann sein. Vielleicht lese ich zu viel Zeitung. Da wird auch gleich aus etwas Schnee eine "Winter-Walze", aus leichten Minusgraden eine "Kälte-Keule" und einem goldenen Herbst ein "Bomben-Zyklon". Vielleicht wäre "Sturzbach-Priel" oder "Der Blitz-Priel von Wangerooge" als Titel besser gewesen. Gut möglich.

Und beim Wandern unbedingt mal am Wegesrand längere Zeit den kleinen Tierchen zusehen und in ihre geheimnisvolle Welt mit eintauchen :-)

@Mathe-AC_Lernwerkstatt Genau, so verstehe ich einen Spaziergang mit den Kleinen. Und man selbst bekommt dann auch wieder ein anderes Auge für seine Umgebung.

Da ist nirgends was Gefährliches. Ich bin ja selbst recht entspannt durchs Wasser zurück gewatet. Was der Priel aber sehr schön zeigte ist, wie schnell sich die Situation verändern kann. Wenn das Wasser etwas tiefer ist, der Priel etwas breiter, das Wetter nebelig, das Wasser kalt, dann entsteht aus genau solchen Situationen schnell etwas Brenzliges. Vielleicht bin ich selbst etwas ein gebranntes Kind. Ich bin vor Jahrzehnten bei einem Tauchgang in 30 Metern Tiefe in einem alten belgischen Steinbruch einmal unbeabsichtigt in eine Höhle geraten. Mein Tauchkamerad und ich hielten uns sofort an der Hand fest. Wir hatten keine Ahnung wie die Höhle aufgebaut war. Domartig? ein Langer Gang? Die Sicht lag bei wenigen Dezimetern. Wir hatten Lampen dabei, aber das Wasser war sehr trüb. Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen. Auf der Suche nach dem Ausgang kamen wir nach vielleicht 10 Minuten an Stellen, wo an der Decke schon unsere Luftblasen von vorher waren. Durch Zufall kamen wir heraus, nicht lange bevor uns die Pressluft ausgegangen wäre. Und jetzt kommt die Pointe: die ganze Höhle war ein sackgassenartiger Gang von nicht mehr als 3 Metern Länge. Völlig ungefährlich. An sich. Wenn Leute im Watt oder an der Küste in Not gerieten, berichteten sie oft hinterher, dass sie die Situation nie für gefährlich gehalten hätten. Tja, ich fand den Priel auf jeden Fall schwer beeindruckend.

@ Danke fürs Erklären. Jetzt verstehe ich es. Ich dachte mir nur „dieses Rinnsal ist doch gar nix“… Die Geschichte mit der Höhle ist schon der Hammer. Da ist schon was dran: wenn Panik dazu kommt und die Sache für einen selbst unübersichtlich wird, sieht das völlig anders aus. Danke nochmal fürs Aufklären

Ja, du hast Recht. Zahlen wären hier wirklich interessant. Im knietiefen Wasser lag die Strömungsgeschwindigkeit etwa - grob geschätzt - bei einem halben Meter die Sekunde bis etwas darüber. Das wären fast 2 km/h. Ein Weltrekord-Schwimmer kommt auf kurze Strecke auf etwa 2 m/s (100 m in 50 s) oder knapp über 7 km/h. Beim Urlaub im nächsten Sommer würde ich gerne die Geschwindigkeiten messen und auch einmal versuchen, gegen die Strömung anzuschwimmen. Das gesamte Volumen des vollgelaufenen Priels schätze ich vom Video her und nach Augenmaß auf vielleicht 100 mal 20 mal 1 Meter, also in der Größenordnung 2000 Kubikmeter. Aber das ist schwierig zuschätzen, da die Querschnittsfläche des Priels sich über seine Länge gesehen stark verändert. Mal sehen, ob ich nächstes Jahr mehr sagen kann :-)

@Mathe-AC_Lernwerkstatt Super. Die Strömung ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Wenn man bedenkt das 1000 Liter Wasser 1 Tonne wiegt. Das kann einen Menschen schnell von den Füßen holen. Vielen Dank für dieses Video und Ihre Begeisterung.

Ich hatte später noch gelesen, dass ganz in der Nähe, in Zündorf, vor Jahren ein zwölfjähriger Junge im flachen Wasser nach unten weggezogen wurde. Die Feuerwehr ging davon aus, dass das so ein Wirbel war. Ich habe jedenfalls mächtig Respekt vor dem Wasser dort.

Ja, das geht echt schnell. Ein paar Minuten und überall ist plötzlich Wasser. Hinterhältig ist das.

Ja, das Schiff fuhr hier wirklich auffällig langsam. Wir hatten es mehrfach mit Klapprädern überholt, obwohl wir zwischendurch Pausen gemacht hatten. Ich habe zwei Vermutungen, warum die Inception hier so langsam fuhr. Vielleicht diente die langsame Fahrt der Reduzierung des Wellenschlags am Ufer. Oder aber der Steuermann der Inception wusste, dass die naheliegende Schleuse bei Lingen gerade geschlossen war und stimmte die Geschwindigkeit auf die erwartete Öffnungszeit der Schleusentore ab. Aber das sind nur Vermutungen. Könnte die langsame Fahrt sonst noch einen Grund gehabt haben? Treibstoff sparen?

@@Mathe-AC_Lernwerkstatt Achso ok.Das klingt plausibel,und ergibt Sinn.So gut kenne ich die beschriebenen Ecken aber auch wieder nicht.Ich habe mal eins gesehen,das sah von weitem relativ langsam aus.Aber als es da war,da konnte Mann fast bis garnicht vor weglaufen.Und wenn überhaupt dann nur sehr kurz.Und ich war früher n sehr guter Läufer.Immer ne Ehrenurkunde bekommen.Einmal kahm ich auch noch in die Kreisauswahl.Und Wellen riesig,die schwappten fast bis auf den Feldweg über.Auf dem ich versucht habe kurz nebenherzulaufen . . .

Völlig richtig, tot geblieben ist dort noch niemand. Um es nicht zu kompliziert zu machen, hatte ich im Erklärtext zum Video nur KURZ geschrieben, dass die Todesgefahr erst in ähnlichen Situationen mit tieferen und breiteren Prielen und nur im Watt besteht. Vielleicht war das zu stark vereinfacht. Das war nicht meine Absicht. Deshalb hier etwas ausführlicher, wo zumindest ich Landratte (Tauchtrainer, Segelschein) interessante Phänomene sehe. a) Die Strömungsgeschwindigkeit: innerhalb weniger Minuten baute sich bei ruhiger See eine recht schnelle Strömung auf. Im flachen Wasser ist das völlig unbedenklich. Aber ich merkte schon beim im knietiefen Wasser einen sehr starken Druck. Etwas tieferes Wasser, etwas kürzere Menschen und schnell sieht die Sache anders aus. Tipp für einen Selbstversuch: versuche einmal gegen genau diese Strömung (im flachen Wasser) anzuschwimmen. Ich probiere so etwas immer wieder, etwa bei den Querströmungen mit starkem Westwind am Ufer am Hauptbadestrand. Das Ergebnis erdet mich schnell. Und schwimmen kann ich nicht extrem schlecht. b) Die Breite des Priels: auch hier fand ich wieder die kurze Zeit beeindruckend, mit der sich der Priel breit aufgefüllt hatte. Kennt man den Priel nicht, kann da schnell Angst aufkommen. c) Orientierungsverlust: bei Nebel kann man sehr schnell ganz die Orientierung verlieren. Ich hatte einmal erlebt wie ein gestandener Bergmann unter Tage seine Grubenlampe verlegt hatte als an seinem Arbeitsplatz der Strom ausfiel. Man suchte den Mann am Ende der Schicht, da er nicht zum Schacht gekommen war. Man fand ihn völlig verzweifelt nur wenige Meter entfernt von seinem Bohrgerät. Stunden hatte er dort ausgeharrt. Mir selbst ging es einmal als Taucher so in einer klitzekleinen Höhle in 30 m Tiefe. Piloten berichten von Orientierungslosigkeit bei Nebel. Wieder der Tipp: sinfach einmal selber mit ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen (Leute am sicheren Ufer dabei, Kompass, Handy) ausprobieren: bei wirklich richtig dichtem Nebeln an die gefilmte Stelle gehen und dann bei vollaufendem Priel den Rückweg antreten. d) Ermüdung und Kälte: ich sah im Fernsehen einmal einen kurzen Film über zwei kernige Typen, die von einem DLRG-Boot aus in Sichtweite des Ufers zu Fuß den Rückweg zum Festland antreteten wollten. Am Anfang feixten sie frohgemut daher. In greifbarer Nähe zum Ufer schmissen sie am Ende hin. Einer der Gründe: Ermüdung durch das Laufen im vermeintlich flachen Flasser (knie- bis hüfttief, ansteigend). Auch sagten sie, am Ende bitter gefroren zu haben. Tipp: im wadentiefen Wasser einmal eine längere Strecke laufen, am besten unter Zeitdruck möglichst schnell. e) Krämpfe: ich bin immer wieder fasziniert, wie wenig Freude an Bewegung ich habe, wenn ich einmal wieder einen Hexenschuss oder einen fetten Krampf kriege. Beides kenne ich seit meiner frühen Jugend. Auch hier wieder mein Tipp: einfach 'mal in die vollen Kegeln, abwarten bis der Priel halbwegs voll ist, dann mit geeigneten Übungen einen Wadenkrampf provozieren (irgendwie geht das9, und dann rein in den "Todespriel" - natürlich nur mit Sicherheitsvorkehrungen. f) Verheddert, geschlitzt: auch in flachem Wasser kann man sich verheddern oder weh tun. Wenn man mit dem Fuß irgendwo festhängt, etwa in Tauen oder sonstetwas, kommt auch schnell Panik auf. Wenn ich barfuß im flachem Wasser plötzlich gegen scharfe Gegenstände laufe (flache "Todespfähle" mit "Todes"-Nägeln?), dann wird mir schnell mulmig zumute. Ich bin halt doch kein Rüdiger Nehberg. g) Ertrinken im Flachen: das kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, aber Sicherheits-Fanatiker sagen, dass zum Ertrinken wenige Dezimeter genügen. Man könnte zum Beispiel hinfallen, erschrickt sich, zieht Wasser in die Lunge und los geht's. Ich denke da nicht immer nur an sportliche Teenager. Aber das klingt schon etwas weit hergeholt. h) 2+3 > 7: die Ungleichung soll sagen, dass jede kleine Gefahr für sich alleine niedlich bis lächerlich klingen mag. Wenn aber schon zwei oder drei der Unbilden zusammen kommen, und wenn man dann etwas weiter draußen im Watt spaziert, und der Priel ein klein Bißchen tiefer und ein Iota breiter ist, kann es bei etwas Nebel, a Bisserl Dunkelheit und moderater Kälte schnell die Laune leiden. Irgendwie müssen ja die vielen Rettungseinsätze, die jedes Jahr ständig stattfinden zustande kommen.

Eine Suche in Google nach "Wattwanderung tödlich" gibt ziemlich viele Treffer von dramatischen Fällen.

Für höhere Wellen ist ein Urlaub im Herbst oder Winter geplant, wenn die Stürme kommen.